Von früh bis spät: Geiger, Lehrer, Vater

Für SWDKO Streicher Claudiu Rupa stehen Job und Familie an erster Stelle – Auftritt in einem TV-Film mit Musikern seines Salon Ensembles Sentimental.

Schwaze Hose, weißes Hemd – für Claudiu Rupa gehört diese Kleidung beinahe zum Alltag. Das Gel im gestylten Haar aber nicht, auch nicht die nostalgischen Karossen und vielen Menschen um ihn herum. 150 Männer wie aus einer anderen Welt und weit und breit keine einzige Frau – zumindest vor der Kamera. Rupa ist in Altensteig, draußen an der Nagold. Von oben brennt die Sonne. ‚Film ab‘, heisst es und schon spielt der gefragte Geiger Tschaikowsky, Mozart und Dvorák. Unter den Musikern ist auch der Kontrabassist von Rupas ‚Salon Ensemble Sentimental‘. Die Musiker werden für eine Hochzeitszene in ‚Die Holzbaronin‘ gefilmt – vom Zweiten Deutschen Fernsehen.
Der TV-Film spielt in den 1950er und 1930er Jahren. Zwei Tage ist Rupa am Set. ‚Danach hatte ich das Gefühl, ich lebe da‘, erzählt der zweite Violinist des Südwestdeutschen Kammerorchesters Pforzheim (SWDKO). Tagsüber holte er sich Sonnenbrand, nachts fror er. Aber: ‚So was kommt nicht alle Tage‘, freut sich Rupa schon auf die Ausstrahlung im kommenden Jahr. Ganz neu war ihm das ZDF trotzdem nicht: Bereits als 14-Jähriger hatte der gebürtige Rumäne mit seinem Vater, einem Pianisten, einen Auftritt in der Quizsendung ‚Allegro‘. ‚Die Kandidaten mußten raten, was wir spielen‘, erinnert sich der 36-Jährige.

Fünf Stunden Probe am Tag
Doch trotz aller Nebentätigkeit: ‚Das Kammerorchester hat für mich höchste Priorität‘, sagt Rupa. Oft ist der Geiger mit dem Südwestdeutschen in der Schweiz, in Norddeutschland, Holland oder Belgien unterwegs. Geprobt wird fünf Stunden am Tag. Montags ist Ruhetag, manchmal aber auch nicht. Zwischendurch unterstützt Rupa seine protugiesische Frau Ana Teixeira Rua im ‚Haus der Musik‘, wo sie auch wohnen. Vor zwei Jahren hat das Paar die private Musikschule in Pforzheim eröffnet. Sie unterrichtet Cello und Kontrabaß, er Violine und Bratsche. Und bis zu 20-mal im Jahr konzertieren beide mit dem ‚Salon Ensemble Sentimental‘. Um dabei den Überblick zu behalten, benutzen die Eltern einer fünf Monate alten Tocheter verschiedene Stundenpläne. ‚Das hat meine Frau im Griff‘, sagt Rupa lächelnd. Sie koche auch gerne, dafür bügle und putze er lieber. Gesprochen wird Portugiesich, Rumänisch und Deutsch. Und bei der Betreuung der kleinen Katharina wechselt sich das Paar, das auch an freien Tagen gerne ins Konzert geht, ab. Ein Beispiel? Gegen sieben steht der stolze Vater auf, um vor dem Frühstück joggen zu gehen – zwei- bis dreimal in der Woche. Dann kümmert er sich um die Kleine, später bereitet er sich auf die Arbeit vor und fährt mit dem Fahrrad nach Brötzingen. Spielen, Nuancen notieren und mal ein Plausch mit SWDKO-Kollegin Eleonore Bodendorff – Rupa ist konzentriert bei der Sache. Was nicht immer leichtfällt, bei der fast unerträglichen Wärme im Raum. Mittags gehts heim, nachmittags noch mal für zweieinhalb Stunden zur Probe. Aber von wegen abgespannt: Mit Freude begrüßt der Geiger und Pädagoge am Abend seine Schülerin Zeo Noellee Beslinger. ‚Komm, noch mal Aufstrich, von hier‘, motiviert er die Zehnjährige aus Ötisheim. Immer wieder ermutigt er sie freundlich, sich zu bewegen und den Ellenbogen einzusetzen. ‚Sell dir vor, du hast hier einen Tischtennisball, den du nicht zerquetschen darfst‘, sagt der Künstler und korrigiert ihre linke Hand. Zum Schluß gibt es bunte Kaugummikugeln – zur Belohnung. Schon während des Studiums hat Rupa unterrichtet. Doch nicht in dem Stil, den er als Kind erfahren hat: ‚Ich hatte einen strengen Lehrer und Angst, zu ihm zu gehen‘, erzählt er. Wichtig sei ihm vielmehr, die Freude an der Musik weiterzugeben. Denn das ist für ihn beides – Job und Hobby.
aus: Pforzheimer Zeitung, 25. Juli 2012